Es war die uralte, ausklappbare Balgenkamera eines Schulfreundes, die mich damals so sehr faszinierte, dass ich zu Hause meiner Mutter voller Begeisterung davon erzählt habe. Sie: „Och, so’n olles Ding haben wir doch auch noch irgendwo.“ Nicht nur das, wir hatten auch ein ähnlich altes Buch in dem alles drin stand, was man über Fotografie so wissen musste. Nachdem ich dieses Buch innerhalb von zwei Tagen durchgelesen hatte, ließ ich mir im Fotogeschäft einen Film einlegen und los ging’s. Belichtung und Entfernung musste ich schätzen. Damit tat ich mich wirklich sehr schwer und doch war kein einziges, misslungenes Foto auf meinem 6 x 9 Film. Was für ein Qualitätsunterschied zu den damals sonst so üblichen Pocketkameras! Ich war schwer beeindruckt!
Trotzdem habe ich es eher einem Sonnenstich, einem Bewerbungsgespräch mit Hund und wiederum meiner Mutter zu verdanken, dass ich Fotografin geworden bin, denn eigentlich hatte ich bereits eine Lehre zur Gärtnerin begonnen, mit der ich aber recht unglücklich war.
Alle aus meiner neuen Berufsschulklasse hatten ihr Hobby zum Beruf gemacht. Bei mir war es genau umgekehrt. Mein Beruf wurde auch zu meiner großen, privaten Leidenschaft, die allerdings etwas zum Erliegen kam, als drei kleine Jungs mein Leben mächtig aufmischten.
Vom Umstieg auf die digitale Fotografie wollte ich lange Zeit nichts wissen, doch kaum hielt ich meine erste, digitale Spiegelreflexkamera in den Händen, fristete die analoge von Stund an ein trauriges Dasein in irgendeiner Schublade. Es faszinierte mich, dass ich mit Hilfe des Computers ganz genau das Bild gestalten konnte, dass meinen vorherigen Vorstellungen entsprach.
Mit der Zeit hatte ich alles Fotografierenswerte gefühlte eintausend Mal auf den Chip gebannt und ich begann zunehmend abstrakter zu arbeiten. Ich habe Spass daran, wenn meine Fotos bei jedem Betrachter eine andere Assoziation wecken.
Bei meinen Ausstellungen bekomme ich am häufigsten die Frage „Was ist das?“ zu hören. Dabei richte ich mein Objektiv meist auf ganz alltägliche Dinge, wie das Spülwasser in meiner Bratpfanne oder ein herab gefallenes Blatt auf einer Autohaube. Sehr gerne nehme ich meine Kamera auch auf stundenlangen Spaziergängen mit; entweder alleine, zusammen mit Leuten die seeehr viel Geduld mit mir haben müssen oder am allerliebsten natürlich mit Gleichgesinnten.
Eine Bemerkung meiner ehemaligen Kunstlehrerin war für mich die allergrößte Anerkennung und Freude: „Gabi, ich war immer etwas enttäuscht von Dir, dass Du nichts in Richtung Malerei gemacht hast, aber jetzt, wo ich Deine Fotos gesehen habe, bin ich beruhigt.“
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